Löss – Gestein und Boden zugleich
Der Boden ist normalerweise das Verwitterungsprodukt des darunterliegenden Gesteins. Bei den Terrassen von Gedersdorf ist das ganz anders. Hier handelt es sich um ein vom Wind abgelagertes Sediment, welches durch die Nutzung von Ober- und Unterboden vereinheitlicht wurde.
Lange Zeit diskutierten die Geologen die Entstehung dieser Ablagerung. Wegen der allseits bekannten Lößgebiete in China gab es die Vermutung, es sei auch bei uns eine Verwehung aus der Gobi. Hierher paßt gut die Anekdote vom Geographen und Chinaforscher Ferdinand von Richthofen (1833 – 1905): Zu seinem Geburtstag sollte ihm ein Album seiner Schaffensgebiete übergeben werden. Da auch die Universität Wien kein Bild von China fand, übergab man ihm stattdessen eines von den gedersdorfer Lössterrassen.
Die Verblasung aus der Gobi hätte die einheitliche Zusammensetzung der Körner von 0,02 bis 0,05 mm im Durchmesser erklären können. Aber eine Verfrachtung über diese enorme Distanz wäre sehr unwahrscheinlich? Inzwischen gibt es eine schlüssigere Erklärung:
Unser Löss ist eine Bildung der Eiszeiten. Die letzte Eiszeit war vor ca. 12.000 Jahren zu Ende. Nach dem Rückzug der Gletscher blieben große vegetationslose Flächen zurück und es herrschten starke Unterschiede in der Lufttemperatur. Die eisfreien Flächen erwärmter sich mehr als die vereisten Gebiete und das bewirkte stark und stetige Winde. Durch die Frostsprengung und die Reibung des Schotters entstanden kleine klastische Körner. Diese Körner konnten vom Wind verblasen werden. Es müssen richtige Sandstürme im noch vegetationslosen Land gewesen sein. Der Staub wurde dann im Windschatten von Geländeerhöhungen abgelagert. Die notwendige Erhöhung stellte bei uns in Gedersdorf die Hollenburg-Karlstetten-Formation, bestehend aus Kongolmerat, zur Verfügung. Löss ist also doch vom Wind abgelagert – ein „äolisches Sediment“ – aber er kommt von den Urstromtälern.
Die chemische Analyse zeigt hauptsächlich Quarz gefolgt von Kalkspat und Glimmer. Der Gehalt an Kalk hat wesentliche weinbauliche Auswirkungen. Er hat wenig Humus, deshalb ist er hell. Eisenoxyd färbt ihn gelb.
Die Lössgebiete waren in der Steinzeit intensiv besiedelt. Während des Löss-Abbaus bei der Schießstätte in Krems um 1900 – das Material diente zum Dammbau an der Donau – wurden über 20.000 Steinwerkzeuge gefunden.
Die einzelnen Körner der Löss werden durch den Kalk – vorher gelöst durch Wasser – leicht verklebt und verbinden sich sehr kompakt, verhält sich daher nicht wie Sand in Dünen. Diese Eigenschaft führt dazu, dass Keller ohne Gewölbe und Terrassen ohne Stützmauern in den Löss gebaut werden können. Unser Keller ist im Löss gebaut. Darüber sind zwei Gewölbe und dann der Weingarten. Das sind insgesamt 10 Meter Lössauflage, damit eine der mächtigsten Lössablagerungen Europas.
Löss-Rohboden, die Bodenkundler sagen Rigolboden. Durch rigolen (= tiefes Pflügen) und auch durch den Bau von Terrassen, hat sich die zweifellos einmal vorhandene Humusauflage mineralisiert also abgebaut. Gefördert wurde das durch den hohen Luftgehalt. Der Boden ist von oben an einheitlich gelb.