Es gibt eine rote Linie die sich durch jeden Weinjahrgang zieht. Während der Vegetationszeit wird gejammert, das Jahr ist herausfordernd, die Natur gegen uns und der Klimawandel macht alles schwieriger. Sobald der Jahrgang allerdings in der Flasche ist, hört man meist nur „sensationell“, „Jahrhundertjahr“, „exzellente Qualität“.
In unserem Beitrag über das Weinjahr 2022 haben wir ausführlich die großen Herausforderungen gesprochen. Nach dem der neue Jahrgang jetzt bald ein Monat in der Flasche ist fällt es einem Winzer auch leichter ehrlich über die Qualitäten zu reden.
Bis die Weine abgefüllt werden ist Qualitätskontrolle das A und O der Kellerwirtschaft. Die Weine werden regelmäßig verkostet und durchanalysiert bis auf den letzten schiefen Gerbstoff der sich im Abgang doch noch irgendwo verstecken könnte. Die intensiven Verschnittverkostungen im Familienkreis sind auch immer sehr kritisch und emotional manchmal nicht ganz einfach, wenn die Meinungen auseinander gehen.
Nachdem die Weine allerdings fertig sind und ihren Weg in die Flasche gefunden haben ändert sich der Ansatz ein wenig. Wir hören auf den Wein „nur“ zu verkosten und fangen an auch mal ein Glas davon zu trinken. Wenn man anfängt zu trinken fängt man auch hoffentlich an den Wein zu genießen!
Auch 2022 stellte sich der Genuss beim Trinken ein! Trotz der Wetterkapriolen während der Vegetationsperiode sind wieder tolle Weine entstanden. 2022 ist trotz des trockenen und tendenziellen heißen Klimas ein überraschend frischer Jahrgang geworden. Die Alkoholausbeute der Gärung war heuer im Vergleich zu den letzten Jahren eher niedrig und die Weine zeichnen sich durch gute Substanz bei wenig Alkohol aus.

Grüner Veltliner Ried Weitgasse 2022 ist ein ganz eleganter Vertreter seiner Gattung mit lediglich knapp 11,5 Alkohol. Der frische Wind von der Hochebene bläst hier im Glas weiter.

Unser klassischer Grüner Veltliner Lössterrassen Kremstal DAC 2022 ist ein sehr typischer Vertreter seiner Art. In seinen Eigenschaften ur-typisch Veltliner, elegant und frisch und etwas pfeffrig.

Riesling Ried Zehetnerin Kremstal DAC 2022 war im Keller der unkomplizierteste Wein überhaupt (eigentlich ist das sehr oft so). Wir musst kein einziges mal Eingreifen um ihn ein bisschen in der Gärung zu lenken. Der hat alles quasi von alleine gemacht und das sehr gut. Klassischer Riesling, tolle Säure, knochentrocken.

Neuburger 2022 und Roter Veltliner Ried Reisenthal 2022 sind unglaublich körperreich und cremig und das der Jahrgangslinie folgend bei überraschend wenig Alkohol. Gerade der Rote Veltliner wirkt heuer toll animierend, hat am Gaumen noch so einen kleinen mineralischen Hauch der uns beim Trinken Freude bereitet.
Wir haben auch 2 Neuzugänge in unserem Sortiment. Gemeinsam mit unserem langjährigen Vorarbeiter Benedikt haben wir aus seinen Trauben einen Rosé gekeltert. Frisch, fruchtig und trocken. Ein seriöser Rosé der nicht über parfümiert und aufdringlich ist.

Eine neue Spezialität findet sich auch: Grüner Sylvaner 2022. Jungfernlese eines kleinen im Jahr 2019 ausgesetzten Weingartens unweit unseres Kellers. Da uns der Neuburger besonders am Herzen liegt und wir seinen Elter den Roten Veltliner auch sehr lieben, dachten wir es ist Zeit für eine Familienzusammenführung. Das zweite Elter des Neuburgers ist der Sylvaner, der jetzt bei uns auch wieder heimisch ist. Eine echte Rarität in Österreich, obwohl er autochthon ist. Nur 400 Flaschen gingen sich im ersten Jahrgang aus.

Auch heuer gibt es wieder ein Probierpaket in dem alle Weine zusammen erhähltlich sind.