In den letzten Jahren ist zu beobachten, dass die Niederschläge, die früher unsere Gegend meist im Winter und Sommer versorgt haben, sich zunehmend in den Frühling und Herbst verschieben. So auch heuer: der Winter 2022/23 war ausgesprochen trocken. Es macht uns Landwirte immer nervös, wenn der Winter keine Wassergrundlage liefert. Ohne ausreichenden Winterregen fehlen die Feuchtigkeitsreserven im Boden, die eine gute Absicherung für längere Trockenheitsperioden im restlichen Jahr bilden. Im März war es ein paar Wochen ungewöhnlich warm, das bei Obstbäumen für ein sehr frühes Antreiben sorgte. Durch einen Frosteinfall rund um die Karwoche (mehrere Nächte -4°) wurde die gesamte Obsternte noch in der Wiege erstickt. Die Rebe trieb später aus und konnte diesem Schicksal entgehen!

April und Mai waren überraschend kühl und feucht, was für einen recht späten Austrieb sorgte, heutzutage positiv zu beurteilen. Es fiel auch ausreichend Regen in den wichtigsten Zeitfenstern der Reb-Entwicklung (vor allem vor dem Austrieb und vor der Blüte). Der Niederschlag langte zwar, ein Überschuss, der die erschöpften Langzeitreserven auffüllen hätte können, blieb aber aus. Ein bisschen Regen hier und da begleitete die gesamte Vegetationsperiode, auch während der intensiven Hitzewellen in Juli und August wurde es nie staubtrocken am Berg. Wir mussten also einen sehr rigiden Pflanzenschutz betreiben, da so ein Wetter diverse pilzliche Schädlinge begünstigt. Gröbere Probleme mit Pilzkrankheiten blieben 2023 aber aus. Die heißen Sommertage bleiben wohl in Erinnerung. Von Juli bis September brach jedes Monat einen Hitzerekord.

Ein stabiles Wetter nach der Veraison bis Mitte September hinein sorgte für eine tolle Entwicklung der Trauben. Heftige Unwetter blieben aus und die Trauben konnten perfekt ausreifen. Erfreulich waren die sehr großen Tag/Nacht Temperaturunterschiede im September, die Säure konservierend und Aroma bildend wirken. Ein größerer Niederschlag (30mm) kurz vor der Ernte ließ kurz die Befürchtung aufkommen, dass es zu einem massiven Aufplatzen der Beerenhaut und in Folge großen Botrytis-Infektionen kommen könnte. Diese Befürchtung realisierte sich zum Glück aber nicht. Lediglich in den Riesling-Anlagen kam es vereinzelt zu Infektionen.

Die Lese selbst fand im wärmsten September seit Beginn der Aufzeichnungen statt. Was für die lauschigen Leseabende bei Wein und Bier einen Segen darstellt, ist für die Verarbeitung der Trauben nicht besonders ideal. Rasche Verarbeitung der Trauben und eine sorgsam ausgewählte Lese Reihenfolge waren von größter Wichtigkeit. Durch die Wärme wurden die Trauben sehr schnell reif, Zuckergrade stiegen rapide, während die Säure immer weiter abgebaut wurde. Tempo war also entscheidend und unsere sehr gute Weingarten Mannschaft hat unsere gesamte Fläche in knapp 19 Tagen händisch abgeerntet.

Besondere Lese Highlights waren heuer die Roten Veltliner Anlagen. So perfekt reif und gesund kommt diese schwierige, heterogen reifende und äußerst fäulnisanfällige Rebsorte selten in den Keller. Sogar der Seniorchef mit seinen 50 Jahrgängen auf dem Buckel zeigte sich außerordentlich beeindruckt und äußerte ein seltenes Lob!

Auch ein Süßwein, Auslese aus der Ried Steindl, ist hervorzuheben. Das warme und sonnige, leicht windige Lesewetter sorgte für Botrytis-Trauben, so perfekt, man hätte sie für ein Lehrbuch fotografieren sollen.

Analytisch sind die Moste perfekt, genau da wo wir sie haben wollen. Zwar blubbert im Keller das meiste noch vor sich hin, aber wir blicken sehr optimistisch auf den Jahrgang 2023. Jetzt heißt es im Keller konzentriert arbeiten, die Moste während der Gärung begleiten und hoffen, dass unsere Vorfreude einen positiven Einfluss auf die Weine haben wird.

Roter Veltliner am Stock

Rigorose Selektion in Botrytis und gesunde Trauben, Handlese

Geerntete Rote Veltliner Trauben