Der Weinjahrgang 2020
Über die vielfältigen Herausforderungen, vor das uns das Jahr 2020 klimatisch gestellt hat, haben wir schon in einem anderen Traktat gesprochen. Sie können das gerne HIER nachlesen.
Durch den kühlen, regnerischen Herbst erhielten wir keinen „Zuckerschub“ in den Trauben, wie es bei den vorhergegangenen heißen und trockenen Jahrgängen der Fall war. Die Zuckerwerte sind eher moderat und richtige Kapazunder werden 2020 eher die Ausnahme bilden. Das Traubenmaterial war physiologisch reif, wir mussten uns nicht vor unreifen oder grünen Tönen in den Weinen fürchten. Das liefert den ersten Hinweis darauf, dass der Jahrgang sich in eine Reihe mit den Winzerlieblingen wie 2016, 2014 oder 2010 stellen wird. Da unsere Betriebsphilosophie ein Aufbessern der Weine durch Zucker aus dem Papiersack nicht vorsieht, wird sich die Kühle und Eleganz des Jahrganges in jeder Flasche wiederfinden.
Wenn die Ernte erst einmal eingebracht ist, kehrt Ruhe in das Weingut ein. Wir können uns dann ein paar Wochen voll und ganz auf den Keller konzentrieren, bevor uns die Arbeit im Weingarten wieder in die Natur lockt (Winterschnitt, Bodenbearbeitung, etc.). Unsere Kunden in den westlichen Tourismusgebieten konnten wir leider vor Saisonstart nicht besuchen, da seit der Lese alles geschlossen war. Den Jahrgang 2020 im Keller zu begleiten, war nach dem seelisch schwierigen Jahr ein Hochgenuss. Durch gute Säurewerte und den damit niedrigen pH-Werten verliefen alle Gärungen mikrobiologisch sauber und unproblematisch. Ein Jahr perfekt für die spontane Vergärung mit Kellerhefen. Bis auf wenige Ausnahmen bei den Erste Lage Weinen waren die Gärungen spätestens nach einem Monat abgeschlossen. Es zeigte sich bereits Ende November, dass Weine heranreifen, die ganz dem Geschmack der Familie entsprechen.
Anfang März wurden die letzten Weine fertiggestellt und grobfiltriert, die Füllung für die Karwoche avisiert. Die Eindrücke aus der Kellerarbeit bestätigten sich dann auch außerhalb der Kellergewölbe. Es ist immer wichtig, die Weine an verschiedenen Orten zu verkosten, da Umgebungsgerüche eine wichtige Rolle in der Wahrnehmung des Weines spielen. 2020 erwarten uns Weine, die sehr klar im Sortenausdruck sind und mit einer Eleganz und Frische überzeugen, die sehr typisch für kühle Jahrgänge sind. Die Säurewerte werden merkbar, geschmacklich aber sehr gut eingebunden sein, da das Traubenmaterial physiologisch schön gereift geerntet werden konnte. Der Alkohol ist durchgehend niedriger, Werte jenseits der 13 % Vol bleiben die Ausnahme.
Favoriten der Familie aus dem Jahrgang 2020:
Agnes: Riesling Ried Zehetnerin 2020
Margit und Sepp: Neuburger Hommage 2020
Josef: Grüner Veltliner Ried Weitgasse 2020
Viktoria: Gelber Muskateller 2020 (heuer vermutlich eine Rarität in Österreich)