Lese Ausblick 2020
Wir gehen in großen Schritten auf die Lese zu, da lohnt es sich Rückschau zu halten und das Weinjahr 2020 ein bisschen Revue passieren zu lassen.
Trocken und kalt
Nach den drei sehr trockenen Jahren 2017, 18 und 19 hatten wir gedämpfte Niederschlagserwartungen für das neue Jahr. Die Wintermonate und die erste Hälfte des Frühlings schienen uns auch darin zu bestätigen, weiterhin mit wenig Regen rechnen zu können. Daher trafen wir frühzeitig erste Vorkehrungen, um die Weingärten auf die Trockenheit vorzubereiten. Während des Schwellens der Knospen Mitte März, kamen drei intensive Frostnächte, welche teilweise für kurze Zeiten auch die Schwelle von -4 Grad Celsius unterschritten. Bei dieser Temperatur wurden auch noch nicht ausgetriebene Knospen geschädigt. Der Austrieb erfolgte daraufhin sehr unregelmäßig und die Rebstöcke wurden in ihrer Fruchtbarkeit reduziert. Die anhaltende Trockenheit führte zu einem langsamen Wachstum.
Leichte Niederschläge während der Blüte ließen die Trauben leicht verrieseln. Über solche lockerbeerigen Trauben freut man sich als Winzer, ohne sich über Ernteeinbußen Sorgen machen zu müssen.
Endlich Regen
Dann kam der Mai mit dem lang ersehnten Niederschlag. Rund 100mm sehr ergiebiger und gut verteilter Regen war Balsam auf unserer Bauernhaut. Für die Agrarwirtschaft leider schon zu spät, fiel er für die Weinbauern genau zum richtigen Zeitpunkt. Dieser regenreiche Monat legte eine gute Grundlage für schnelles und befriedigendes Wachstum über den Sommer. Durch den kräftigen Wachstumsschub waren Juni und Juli überaus arbeitsintensive und anstrengende Monate.
Anfang Juli ereigneten sich zwei kleine Hagelereignisse mit leichten Schäden in unseren westlichen Anlagen. Die günstige Witterung im Anschluss ließ die angeschlagenen Beeren austrocken ohne Pilzinfektionen Einfallspforten zu bieten.
Über die Sommermonate hinweg kam es zu regelmäßigen Niederschlägen. Die Temperaturen lagen spürbar niedriger als in den vergangenen Jahren mit nur vereinzelten Hitzewellen. Ein freundlicher Winzersommer, in dem man gern in den Weingärten arbeitet. Ideal aber auch für unsere beiden Nemesis: Oidium tuceri und Peronospora viticola. Durch immer neue Feuchtigkeit und dem Schwanken zwischen eher kühlen, feuchten Tagen (Peronospora) und heißen, schwülen Tagen (Oidium) war das Gesundhalten der Trauben eine Herausforderung. Unser Pflanzenschutz wurde erfolgreich durchgeführt und bis auf vereinzelte Oidium Erscheinungen in einer Riesling-Anlage, die leicht zu entfernen waren, kamen wir gesund bis in den Spätsommer.
Zielgerade
Nach dem Hochsommer kommt die Zeit des Jahres, in der die Freude über anhaltende Niederschläge beim Winzer wieder nachlässt. Die Trauben können nach dem Weichwerden der Beeren nicht mehr wachsen, nehmen aber weiterhin Wasser auf. Bei sehr viel Niederschlag können die Beeren aufplatzen und öffnen somit Tür und Tor für weitere Infektionen.
Jetzt ist es Anfang September und wir blicken erwartungsvoll Richtung Lese. Wir versammeln unsere tapferen Lesehelfer und stellen uns auf eine spannende, anspruchsvolle Lese ein. Jahre wie 2020 bringen Ernten, bei denen es auf die Leistung jedes noch so kleinen Rädchens im Betrieb ankommt. Ein erfahrenes Leseteam kann durch keine Maschine ersetzt werden und ist besonders in herausfordernden Jahren Gold wert.
Über den Weinstil des Jahrgangs vorweg zu spekulieren ist immer schwierig, aber denkbar wäre eine Mischung aus 2010 und 2016. Jahrgänge, die in der Nachschau besonders in der Reife brillieren. Wir sind überaus optimistisch!