Das Jahr 2020 wird uns noch länger aus vielen Gründen in Erinnerung bleiben, uns Winzern aber auch als ein kalter aber elegant feiner Jahrgang, ein spannender Auftakt zu einem neuen Jahrzehnt. 2021 geht in eine ähnliche Richtung nur unter anderen Vorzeichen. Wir starteten das Jahr mit so gut wie gar keinem Winterniederschlag und daher unter der Annahme, dass uns ein sehr trockenes Jahr bevorsteht. Wir wurden dann aber durch ein eher kühles und abwechslungsreiches Frühjahr positiv überrascht. Durch den späten Austrieb und die sehr späte Blüte wurden die Wasservorräte im Frühjahr geschont und starke Niederschläge im Juni und Juli entschärften die Trockenheitssituation zumindest für die Vegetationsperiode.
Von den schlagzeilenmachenden Unwettern des Frühsommers wurden wir verschont, ein großes Glück! Die massiven Hagelgewitter zogen sehr knapp an Gedersdorf vorbei und nur Anlagen ganz im Westen unserer Gemeinde bekamen ein paar Körnchen ab.
Im August wurde das Wetter richtig dampfig, hohe Temperaturen kombiniert mit regelmäßigen, wenn auch kleinen Niederschlägen, sorgten für einen anhaltend hohen Pilzdruck an den Reben. Durch sorgfältigen Pflanzenschutz konnte hier erfolgreich gegengesteuert werden, aber gerade bei der Bioproduktion sind genau diese Witterungsbedingungen überaus kritisch. Die physiologische Entwicklung der Trauben war zu diesem Zeitpunkt aber schon so gut wie abgeschlossen, was ihnen eine stärkere Widerstandskraft verleiht und sicher der entscheidende Faktor war.
Der August ging vorbei und ein kühler September sorgte für eine stätige Reifeentwicklung. Durch einen kühlen Herbst wird der Reifeunterschied zwischen den Einzellagen besonders deutlich. Dies ist durchaus als positiv zu bewerten, da es uns ermöglicht sehr differenziert zu lesen und bei jeder Lage den perfekten Reifezeitpunkt abzupassen. Gerade in heißen Jahren stellt das oft eine Herausforderung dar, weil alles gleichzeitig reif wird. Die Lese startet dann Ende September, im Verhältnis zu den letzten Jahren sehr spät, aber noch vor 20 Jahren ganz normal.
Diese Lese selbst verlief unkompliziert. Bis auf ein paar Startschwierigkeiten am ersten Tag (Presse kaputt, ziemlicher GAU), die zwar für einen extrem hohen Stresspegel sorgten aber dank verlässlicher Mechaniker schnell in den Griff bekommen waren, wird diese Lese als eine ruhige und gelungene in Erinnerung bleiben.
Die Weine versprechen sehr gut zu werden. Gerade Riesling der von kalten und späten Jahren profitiert duftet schon sehr vielversprechend aus den Tanks. Dem Neuburger hat das letzte Jahr auch sehr gut gefallen, beglückte uns mit einer großen und qualitativ hochwertigen Ernte. Roter und Grüner Veltliner liegen mengenmäßig im Schnitt der letzten Jahre, aber durch eine etwas höhere Säure versprechen Sie elegant und klar im Ausdruck zu werden. Ein abschließendes Urteil über den Jahrgang kann man an dieser Stelle aber noch nicht treffen. Es wurde noch nichts abgefüllt und so manches gärt sogar noch, aber wir sind sehr optimistisch, dass 2021 ein elegantes, klassisches Jahr wird. 2019 gilt als sehr gutes Jahr, 2020 war für uns ein kleiner Lieblingsjahrgang, 2021 wird sich stilistisch dazwischen abspielen, es wird für jeden was dabei sein!
Nachsatz: Die Corona Pandemie stellte die Landwirtschaft wieder vor eigene Herausforderungen. Da unserer Arbeit nicht einem menschlichen, sondern einem natürlichen Rhythmus unterliegt wurde die Arbeit kaum weniger. Nur die Wochenenden waren ungewöhnlich leergeräumt von Marketingsauftritten oder Kundenbesuchen. Als direkte Gastrolieferanten spürten wir die Lockdowns aber massiv im Auftragsvolumen, das erste Halbjahr war wirklich langweilig. Dafür gab es im Sommer einen immensen Nachholeffekt und die Verluste konnten beinahe zur Gänze kompensiert werden.