Die jungen Weine im Keller machen einen vielversprechenden Kost-Eindruck. Entgegen des allgemeinen Jahrgang-Trends liegt bei uns ein sehr straffer, eleganter Jahrgang im Keller. Eine sehr gute Balance zwischen der schönen physiologischen Reife eines warmen Jahres und einer knackigen, aber nicht spitzen Säure, erreicht durch die allgemein frühe Lese und perfekt angepassten Leseterminen. Das Ganze bei sehr moderaten Alkoholwerten. Einziger Wehrmutstropfen ist leider die geringere Menge bei den Grünen Veltlinern. Die Frostnächte im April und die Niederschläge während der Blüte verlangten ihren Tribut.

Zusammenfassend war es ein Jahr der Superlative. Etliche Temperaturrekorde wurden gebrochen, aber auch einige Niederschlagsrekorde wurden aufgestellt. Eine unglaublich schnelle Vegetationsperiode und eine der flottesten Lesen der Betriebsgeschichte. Es war aufregend! Im folgenden die wichtigsten Entwicklungen:

Das Weinjahr 2024 startete extrem früh. Die ersten grünen Blätter brachen schon Ende März aus den Knospen. Statistisch waren wir fast einen ganzen Monat zu früh dran. Das hat uns doppelt eiskalt erwischt. Einerseits waren wir mit dem Anbinden noch nicht ganz fertig und andererseits wortwörtlich eiskalt: mehrere Frostnächte Ende April dezimierten den Austrieb in gut einem Viertel unserer Anlagen und sorgte in fast allen Anlagen zumindest für kleine Schäden. Hier reichte es uns zum Vorteil, dass zwei Drittel unserer Weingärten Terrassen-Lagen sind, wo die Kaltluft gut abfließen kann. Es ist ein zynischer Treppenwitz der Geschichte, dass die Klimaerwärmung für mehr Frostschäden sorgt.

Wie auch in den letzten Jahren regnete es während des Frühjahres ausreichend aber bei weitem nicht zu viel. Der Regen hat die Gabe unseren Stresslevel hoch zu halten. Die Pflanzenschutzmaßnahmen mussten sehr exakt durchgeführt werden. Das genau Beobachten der Blattentwicklung war extrem wichtig. Weiters regnete es auch während der Blüte, was wieder zu einer kleinen Ertragsminderung führte durch Verrieselung.

Auf die Blüte folgte ein sehr warmer Sommer. Die Monats-Durchschnittstemperaturen stellten wieder einige Klima-Rekorde auf. Kleinere Gewitter sorgten immer wieder mal für ausreichend Feuchtigkeit.

Wir stellten ab dem Frühjahr unsere Weingartenarbeit auf ein sehr warmes Jahr ein. Am Ende des Sommers sollte sich zeigen, dass unsere Intuition richtig war. So sorgte eine nicht mehr erwartete intensive Hitzewelle Ende August und Anfang September für einen blitzschnellen Reifeschub. Es gipfelte in der vermutlich frühesten Hauptlese (Lese für Sektgrundwein zählt hier nicht) unserer Betriebsgeschichte.

Am 27. August rückten wir aus, fast 2 Wochen früher als viele unserer Kolleginnen. Zunächst nur von Sonnenaufgang (~halb 6 Uhr) bis Mittag, um die geernteten Trauben noch halbwegs kühl in den Keller bringen zu können. Trauben lesen ist eine hochanstrengende und konzentrative Arbeit und wir wollten unserem erfahrenen und top geschulten Lese-Team keine 35 Grad am Nachmittag zumuten. Leistungsfähigkeit, Konzentration und Motivation bleiben bei diesen Temperaturen als Erstes auf der Strecke. Da die Erntemengen kleiner waren ging es sehr flott voran. Nach 2 Wochen war der Hitzespuk vorbei und das Wetter drehte sehr schnell. Wir hatten bei 35 Grad zu lesen begonnen und beendeten die Hauptlese nur 3 Wochen später am 12. September bei abgekühlten 5 Grad. Unsere beiden Riesling Anlagen Wieland und Steingraben durften noch ein wenig weiterreifen.

Dann regnete es eine Woche beinahe durchgehend. Unser Fokus verlegte sich vom Berg in die Ebene, denn der Fluss Kamp ist nur einen Steinwurf von unserem Dorf entfernt. Wir bereiteten uns auf ein Hochwasser vor, der Hof wurde verbarrikadiert und abgedichtet. Die Flutkatastrophe von 2002 sitzt uns alles noch tief in den Knochen. Doch dank einer kleinen Regenpause am Sonntag und dem unermüdlichen Einsatz der Hilfskräfte konnte bei uns das Schlimmste verhindert werden. Die Staufstufen und Dämme haben den Kamp in seinen Grenzen gehalten.

Währenddessen blubberten die Moste im Keller lebhaft dahin.

Schaltjahre sind manchmal fordernd !