Der Weinjahrgang 2023

Der Weinjahrgang 2022

So etwas wie ein „normales Jahr“ gibt es vermutlich nicht mehr. Das Klima der letzten Jahre wusste mit jeder Saison irgendeinen Rekord zu brechen und die Bauern immer vor neue Herausforderungen zu stellen (auch ein Grund wieso der Beruf des Landwirtes nie langweilig wird). Als roter Faden zieht sich leider die anhaltende Trockenheit durch die Jahreszeiten. Oft wird diese von Leuten außerhalb der Branche gar nicht wirklich als Problem wahrgenommen. Zu angenehm ist es, wenn im Sommer das Badewetter überwiegt und im Winter der lästige Schnee den Verkehr nicht zum Erliegen bringt.

2022 startete mit einer Trockenperiode, die schon im Herbst 2021 begann. Es sollte auch bis April/Mai dauern, bis endlich Niederschlag kam. Man kann sich über sehr gutes Timing freuen, für den Ackerbau kam es gerade noch rechtzeitig, für den Weinbau zu einer optimalen Zeit im Vegetationsfenster. Der anhaltende, ergiebige Regen legte eine gute Basis um die Versorgung über einen großen Teil des Sommers sicherzustellen. Die große Schattenseite dieses Niederschlags offenbarte sich erst gut drei Wochen später. Die Niederschläge selber fielen zu großen Teilen in den ersten Tropennächten des Jahres. Dunkelheit, nasse Blätter und 20+° Celsius sind der ideale Nährboden für die Peronospora, ein Schadpilz, der die Erntemengen dramatisch reduzieren kann. Zu dieser Reduktion kam es leider auch, vor allem in Weingärten, die nicht gut durchwindet sind. Die lokalen Unterschiede des Befalls sind enorm: im Großteil der Weingärten wurde keine wirtschaftliche Schadschwelle erreicht, in ein paar extremen Fällen aber 50% des Ertrags vernichtet. Der Regen kam über fast ein Monat hinweg ziemlich regelmäßig, gut für die Rebe und den Pilz.

Die Peronospora ist ein alter Widersacher der Wein- und Gemüsebauern. Der Pilz gedeiht prächtig in einem feuchten Umfeld mit gemäßigten Temperaturen. Kurative Mittel sind im biologischen Bereich nicht verfügbar und präventive Maßnahmen helfen nur bedingt, wenn der Gegner alle Rahmenbedingungen auf seiner Seite weiß. Dank des Klimawandels nimmt die Anzahl der Jahrgänge deutlich ab, in denen dieser Schadpilz zum Problem wird, Hitze und Trockenheit sind sein Verhängnis. Wenn er aber kommt, fehlt uns inzwischen vielleicht etwas die Routine, um mit ihm umzugehen. Im Bio-Weinbau kann man diesen Schadpilz wohl als unsere Nemesis bezeichnen.

Trotz der Wiederkehr der intensiven Trockenheit über Juli und August hinweg, traten keine Probleme mit Trockenstress auf, aber der Durst der Flora war durchwegs spürbar. Die Auswirkungen des konstant heißen Wetters auf den Wein sind noch etwas schwierig abzuschätzen, wir können aber davon ausgehen, dass die Traubenreife früh erreicht wird.

Ein sehr ergiebiger Niederschlag zwei Wochen vor Beginn der Lese ließ uns nochmal nervös werden. Zwar begrüßen wir den dringend notwendigen Regen, aber so kurz vor der Ernte kann es dadurch zu aufplatzenden Beeren kommen, die dann wiederum als Einfallspforte für Essig und Botrytis zum Problem werden können.

Alles in allem war es ein herausforderndes Jahr, das von den Winzern einen kühlen Kopf verlangt hat, was in Zeiten des Klimawandels immer schwieriger wird. Statistisch gesehen war 2022 ein sehr heißes Jahr, betrachtet man allerdings nur die Vegetationsperiode ist das Bild aufgrund des feuchten Frühlings nicht ganz so eindeutig. Trotzdem wird der Stil des Weines eher „warm“ ausfallen. Gerade die schwierigeren Jahre sorgen für die spannendsten Weine, vorausgesetzt wir bleiben cool!

Wie so oft wird das Spiel aber in den letzten Minuten entschieden. An der Handlese wird 2022 im hochqualitativen Bereich wohl kein Weg vorbeiführen. Gerade in durchwachsenen Jahren ist ein gutes Leseteam Gold wert! Es wird heuer sehr wichtig sein, die Vorzüge der sehr schonenden Ganztraubenverarbeitung zu nutzen, wenn man nicht möchte, dass Gerbstoff (zu viel) und Säure (zu wenig) zum Problem werden.

Nach der Lese und der Gärung werde ich in einem weiteren Beitrag das Jahr Revue passieren lassen.

Der Weinjahrgang 2021

Der Weinjahrgang 2020

Über die vielfältigen Herausforderungen, vor das uns das Jahr 2020 klimatisch gestellt hat, haben wir schon in einem anderen Traktat gesprochen. Sie können das gerne HIER nachlesen.

Durch den kühlen, regnerischen Herbst erhielten wir keinen „Zuckerschub“ in den Trauben, wie es bei den vorhergegangenen heißen und trockenen Jahrgängen der Fall war. Die Zuckerwerte sind eher moderat und richtige Kapazunder werden 2020 eher die Ausnahme bilden. Das Traubenmaterial war physiologisch reif, wir mussten uns nicht vor unreifen oder grünen Tönen in den Weinen fürchten. Das liefert den ersten Hinweis darauf, dass der Jahrgang sich in eine Reihe mit den Winzerlieblingen wie 2016, 2014 oder 2010 stellen wird. Da unsere Betriebsphilosophie ein Aufbessern der Weine durch Zucker aus dem Papiersack nicht vorsieht, wird sich die Kühle und Eleganz des Jahrganges in jeder Flasche wiederfinden.

Wenn die Ernte erst einmal eingebracht ist, kehrt Ruhe in das Weingut ein. Wir können uns dann ein paar Wochen voll und ganz auf den Keller konzentrieren, bevor uns die Arbeit im Weingarten wieder in die Natur lockt (Winterschnitt, Bodenbearbeitung, etc.). Unsere Kunden in den westlichen Tourismusgebieten konnten wir leider vor Saisonstart nicht besuchen, da seit der Lese alles geschlossen war. Den Jahrgang 2020 im Keller zu begleiten, war nach dem seelisch schwierigen Jahr ein Hochgenuss. Durch gute Säurewerte und den damit niedrigen pH-Werten verliefen alle Gärungen mikrobiologisch sauber und unproblematisch. Ein Jahr perfekt für die spontane Vergärung mit Kellerhefen. Bis auf wenige Ausnahmen bei den Erste Lage Weinen waren die Gärungen spätestens nach einem Monat abgeschlossen. Es zeigte sich bereits Ende November, dass Weine heranreifen, die ganz dem Geschmack der Familie entsprechen.

Anfang März wurden die letzten Weine fertiggestellt und grobfiltriert, die Füllung für die Karwoche avisiert. Die Eindrücke aus der Kellerarbeit bestätigten sich dann auch außerhalb der Kellergewölbe. Es ist immer wichtig, die Weine an verschiedenen Orten zu verkosten, da Umgebungsgerüche eine wichtige Rolle in der Wahrnehmung des Weines spielen. 2020 erwarten uns Weine, die sehr klar im Sortenausdruck sind und mit einer Eleganz und Frische überzeugen, die sehr typisch für kühle Jahrgänge sind. Die Säurewerte werden merkbar, geschmacklich aber sehr gut eingebunden sein, da das Traubenmaterial physiologisch schön gereift geerntet werden konnte. Der Alkohol ist durchgehend niedriger, Werte jenseits der 13 % Vol bleiben die Ausnahme.

Favoriten der Familie aus dem Jahrgang 2020:

Agnes: Riesling Ried Zehetnerin 2020

Margit und Sepp: Neuburger Hommage 2020

Josef: Grüner Veltliner Ried Weitgasse 2020

Viktoria: Gelber Muskateller 2020 (heuer vermutlich eine Rarität in Österreich)

Das Papier auf der Flasche

Weinbegleitung zu Weihnachtsklassikern

Die Weihnachtszeit

In der Zeit zwischen Heilig Abend und Heilig Dreikönig tut sich Kulinarisch allerhand. Der private Weinkeller ist voller Anlässe: jeder hat diese Flaschen auf die man eigentlich Lust hat, aber das Gewissen lässt es oft nicht zu diese Weine ohne guten Grund zu öffnen. Gott sei Dank gibt es das traditionelle Weihnachtsessen ! Die perfekte Gelegenheit, um diese Flaschen zu öffnen.

Unser alljährliches Weihnachtsessen seit alle Familienmitglieder erwachsen sind, besteht aus einem vielgängigen Menü. Zu jeder Speise ein anderer Wein. Jedes Familienmitglied kreiert einen Gang, die Hauptspeise ist für Mutti reserviert. Die Planung der Vorspeisen zieht sich manchmal über Wochen, die Fantasie und der Gusto beginnen zu wachsen … die Frage nach der Weinbegleitung dauert mindestens genau so lang (das Ganze artet auch manchmal in einen kleinen Wettbewerb aus).

In diesem Beitrag haben wir uns Gedanken darüber gemacht, welche unserer eigenen Weine wir zu diversen österreichischen Weihnachts-Klassikern trinken würden.

Die Gans

Die Gans kann in der Weinpaarung etwas kompliziert sein. Weißes Fleisch mit einer deftigen Fülle und fruchtig süßem Bratapfel, diese Kombination macht es auch dem besten Sommelier nicht leicht. Wir würden einen staubigen Jungwein aus dem mittelkräftigen Sortiment trinken, ein paar Stunden davor aus dem Tank gezogen. Dies stellt aber für Nicht-Winzer keine Option dar…. Ohne Bratapfel würden wir zu einem mittelkräftigen Veltliner oder sanftem Veltliner Reserve raten z.B. Grüner Veltliner Lössterrassen oder Grüner Veltliner Ried Moosburgerin 1ÖTW. Grüner Veltliner paßt gut zum Fleisch der Gans und untermalt die Fülle mit einer guten Substanz, umspielt und unterstützt das Gericht. Kommt allerdings der Bratapfel dazu wird es etwas komplizierter. Klassische Erdäpfelknödel mögen sowieso jeden Wein. Die Cremigkeit des Roten Veltliners verbindet gut das Umami des Fleisches und die Fruchtsüße des Apfels z.B. Roter Veltliner Ried Reisenthal 2018 oder Roter Veltliner Ried Reisenthal 2010 für Mutige, die noch eine mineralische Komponente am Gaumen einbringen möchten.

Der Karpfen

Beim Karpfen denken wir an zwei klassische Zubereitungsweisen, die verschiedenen Weinstile benötigen. Am einfachsten der in Butter knusprig gebratene Karpfen, dazu empfehlen wir einen mittelkräftigen Grünen Veltliner oder eine Riesling Reserve, die nicht in einen überreifen Stil gehen z.B. Grüner Veltliner Lössterrassen, Grüner Veltliner Ried Moosburgerin 1ÖTW oder Riesling Ried Steingraben 1ÖTW. Beim gebackenen Karpfen kommt durch die Panier noch eine brotige, fette Note zum Gericht, für uns ein klarer Fall für den Neuburger Hommage oder auch den Roten Veltliner Ried Reisenthal 2010. Zweiterer kommt in einer Magnum, was jedoch zu Weihnachten kein Problem darstellen sollte, hält er sich doch geöffnet bis über den Stephanitag hinaus.

Die Bratwurst

Sepp Mantler kann sich erinnern, daß es in Kindheitstagen am 24-ten Abend stets Bratwurst mit Sauerkraut gab.  Das Relikt aus etwas ärmeren Tagen hat sich in vielen Familien bis heute gehalten. Die Würste werden in der Weinpaarung durch das Sauerkraut zur Herausforderung. An dieser Stelle können wir zwei Empfehlungen geben, ein rassiger Riesling wäre ein guter Kontrast zur Wurst. Wenn dieser noch eine leichte Süße mit sich bringt, schafft er auch das Sauerkraut (z.B. Riesling Ried Steingraben 1ÖTW 2016 oder Riesling Ried Wieland 1ÖTW). Die zweite Möglichkeit sind der Rote Veltliner oder Neuburger, sie untermalen das Gericht mit guter Geschmeidigkeit und fangen auch die dominante Säure des Sauerkrauts gut auf. Wobei in diesem Fall wäre auch ein kräftiges Bier zu empfehlen.

Das Fondue

Sehr, sehr knifflig. Kein anderes Gericht besteht aus so vielen Komponenten wie das Fondue.  Hier ist ein richtiger Alleskönner gefragt oder man sieht den Wein als ein weiteres Gericht am Tisch. Wir mögen da gerne Neuburger, weil wir viel Gemüse im Topf brutzeln lassen, oder vielleicht eine Grüner Veltliner Reserve  (Grüner Veltliner Ried Spiegel 1ÖTW). Bei einem trinkfreudigen Begleiter greife man zu einem leichten Riesling, gerade wenn rahmige Soßen im Spiel sind (Riesling Ried Zehetnerin 2018).  Mehrere Flaschen Wein sind zu empfehlen  weil man damit die Garzeiten überbrücken kann

Die Ente

Sie kommt bei uns  am Heilig Abend abends als Hauptgang auf den Tisch. Als Beilage Rotkraut und stets  Erdäpfelsalat und, ganz untypisch, Basmatireis. Für uns ist die Sache hier klar – entweder ein Pinot Noir eines österreichischen Kollegen oder einer aus dem Burgund. Für Mantlerhof- Wein-Trinker: der Roter Veltliner 2018 Selection. Oder ein gut gereifter Riesling (Riesling Ried Wieland 1ötw 2014 ) oder  (Grüner Veltliner KRANZ 2013 – Magnum)

Etwas Wildes

Reh- schlögel oder Ragout kommen am Stefanitag zu Ehren. In diesem Fall kann man sich an die Empfehlungen für die Ente mit Rotkraut anschließen. Am besten vielleicht ein Pinot Noir oder eben ein Roter Veltliner. Wobei ein kräftiger Grüner Veltliner hier sicher auch Spaß machen kann (Grüner Veltliner Ried Spiegel 1ötw 2017, Grüner Veltliner Ried Moosburgerin 1ötw 2017, oder Grüner Veltliner Ried Kranz 2013)

Das Kalbsbries

Die Drüse des Kalbes die etwas in Vergessenheit geraten ist. Das Lieblingsessen von Mama. Mit flaumigem Erdäpfelpüree und in Butter gedünstetem Brokkoli. Manchmal  gebacken oder gebraten !  Ein zarter bis mittelkräftiger Veltliner paßt hier hervorragend (Grüner Vetliner Weitgasse oder Lössterrassen oder Grüner Veltliner Ried Moosburgerin). Bei der gebackenen Variante würde auch der Neuburger ausgezeichnet passen oder unser Roter Veltliner Ried Reisenthal 2010.

Suppen – mit und ohne Wein – da scheiden sich die Geister!

Erdäpfelsuppe mit fein geschnittenem Saumagen (nicht Rindskutteln!)

Vor dem Jahreswechsel kocht Mama eine Erdäpfelsuppe. Aber mit Wurzelwerk wie Zeller, Peterwurzen, Möhren. Ganz mollig dick und mit vielen Kräutern. Der separat gekochte und gut geputzte Saumagen wird zum Finalisieren fein nudelig geschnitten in die Suppe beigemengt und noch kurz mitgeköchelt. Bei diesem Suppentag sind dann nicht alle Familienmitglieder begeistert bei der Sache, aber das läuft unter Tradition. Chardonnay ist dann der Trostbegleiter !

Stohsuppe.

Sauermilch oder Buttermilch, klarer Gemüsefonds, Topfen, ein bisserl Obers und Butter, gekochte passierte mehlige Erdäpfel, Salz, Pfeffer, ordentlich Kümmel, und ein kräftiger Schuß Wein. Die müssen auch nicht alle Mantler haben… aber da ist zumindest schon Grüner Veltliner drinnen.

Glückliche Hähne-Neujahrs suppe (Namensfindung von Mama)

Da Küken erwachsen werden und leider nicht alle Hennen sind, geht es dem männlichen Nachwuchs am Mantlerhof um den Jahreswechsel an den Kragen. Da werden dann 3 bis 4 Zwerghähne unzerteilt in einem großen Topf stundenlang mit Wurzelwerk geköchelt, flaumige Grießnockerl dazu – und dann mit Freunden gegessen. Dazu gibt es dann einen Weinmix vom gesamten Jungen Jahrgang.

Und wenn nach den Feiertagen die Verdauung angekurbelt werden soll:

Wir haben 2018 einen Chardonnay-Wermut Ansatzwein produziert. Der echte Wermut, auf  unseren Lössterrassen gepflückt, wurde angewelkt in Leinensäckchen gefüllt,  mit einem schönen weichen Chardonnay mitvergoren. Als Verfeinerung in der Nase gab es einen Kurzkontakt mit Sternanis und Zimt. Als Hauch wahrnehmbar. Abgefüllt im heurigenSommer. Wunderbar bitter im Abgang – damit Galle und Magen die Feiertage gut überstehen.

Lese Ausblick 2020

Wir gehen in großen Schritten auf die Lese zu, da lohnt es sich Rückschau zu halten und das Weinjahr 2020 ein bisschen Revue passieren zu lassen.

Trocken und kalt

Nach den drei sehr trockenen Jahren 2017, 18 und 19 hatten wir gedämpfte Niederschlagserwartungen für das neue Jahr. Die Wintermonate und die erste Hälfte des Frühlings schienen uns auch darin zu bestätigen, weiterhin mit wenig Regen rechnen zu können. Daher trafen wir frühzeitig erste Vorkehrungen, um die Weingärten auf die Trockenheit vorzubereiten. Während des Schwellens der Knospen Mitte März, kamen drei intensive Frostnächte, welche teilweise für kurze Zeiten auch die Schwelle von -4 Grad Celsius unterschritten. Bei dieser Temperatur wurden auch noch nicht ausgetriebene Knospen geschädigt. Der Austrieb erfolgte daraufhin sehr unregelmäßig und die Rebstöcke wurden in ihrer Fruchtbarkeit reduziert. Die anhaltende Trockenheit führte zu einem langsamen Wachstum.

Leichte Niederschläge während der Blüte ließen die Trauben leicht verrieseln. Über solche lockerbeerigen Trauben freut man sich als Winzer, ohne sich über Ernteeinbußen Sorgen machen zu müssen.

Endlich Regen

Dann kam der Mai mit dem lang ersehnten Niederschlag. Rund 100mm sehr ergiebiger und gut verteilter Regen war Balsam auf unserer Bauernhaut. Für die Agrarwirtschaft leider schon zu spät, fiel er für die Weinbauern genau zum richtigen Zeitpunkt. Dieser regenreiche Monat legte eine gute Grundlage für schnelles und befriedigendes Wachstum über den Sommer. Durch den kräftigen Wachstumsschub waren Juni und Juli überaus arbeitsintensive und anstrengende Monate.

Anfang Juli ereigneten sich zwei kleine Hagelereignisse mit leichten Schäden in unseren westlichen Anlagen. Die günstige Witterung im Anschluss ließ die angeschlagenen Beeren austrocken ohne Pilzinfektionen Einfallspforten zu bieten.

Über die Sommermonate hinweg kam es zu regelmäßigen Niederschlägen. Die Temperaturen lagen spürbar niedriger als in den vergangenen Jahren mit nur vereinzelten Hitzewellen. Ein freundlicher Winzersommer, in dem man gern in den Weingärten arbeitet. Ideal aber auch für unsere beiden Nemesis: Oidium tuceri und Peronospora viticola. Durch immer neue Feuchtigkeit und dem Schwanken zwischen eher kühlen, feuchten Tagen (Peronospora) und heißen, schwülen Tagen (Oidium) war das Gesundhalten der Trauben eine Herausforderung. Unser Pflanzenschutz wurde erfolgreich durchgeführt und bis auf vereinzelte Oidium Erscheinungen in einer Riesling-Anlage, die leicht zu entfernen waren, kamen wir gesund bis in den Spätsommer.

Zielgerade

Nach dem Hochsommer kommt die Zeit des Jahres, in der die Freude über anhaltende Niederschläge beim Winzer wieder nachlässt. Die Trauben können nach dem Weichwerden der Beeren nicht mehr wachsen, nehmen aber weiterhin Wasser auf. Bei sehr viel Niederschlag können die Beeren aufplatzen und öffnen somit Tür und Tor für weitere Infektionen.

Jetzt ist es Anfang September und wir blicken erwartungsvoll Richtung Lese. Wir versammeln unsere tapferen Lesehelfer und stellen uns auf eine spannende, anspruchsvolle Lese ein. Jahre wie 2020 bringen Ernten, bei denen es auf die Leistung jedes noch so kleinen Rädchens im Betrieb ankommt. Ein erfahrenes Leseteam kann durch keine Maschine ersetzt werden und ist besonders in herausfordernden Jahren Gold wert.

Über den Weinstil des Jahrgangs vorweg zu spekulieren ist immer schwierig, aber denkbar wäre eine Mischung aus 2010 und 2016. Jahrgänge, die in der Nachschau besonders in der Reife brillieren. Wir sind überaus optimistisch!

 

Infos zum Jahrgang 2019.

Kräuter im Weingarten

Die Reifung des Weins und seine Lagerfähigkeit

Wein gehört zu den wenigen Lebensmitteln, bei denen auf der Verpackung kein Ablaufdatum vorgeschrieben ist.

 

Normalerweise ist aber auf der Flasche der Jahrgang angegeben. Der gibt einen gewissen Hinweis auf den Stil des Inhalts, ist doch der Jahrgang neben dem Boden, der Exposition, dem Klima (kurz der Lage) und natürlich der Handschrift des Winzers (das ist neben Vorgehensweise bei der Produktion, kurz der Technologie, auch seine Grundeinstellung) ein entscheidender Faktor.

 

Der Jahrgang gibt einerseits einen Hinweis darauf, ob man einen straffen (säurebetonten) oder einen weich (säurearmen) Wein erwarten kann.

 

Andererseits gibt er auch das absolute Alter des Weines an.

 

„Der Wein wird mit dem Alter besser“. „Alter Wein und junge Weiber sind die besten Zeitvertreiber“.

So einfach ist es nur bedingt. Ja, in früheren Zeiten – in der Zeit der Rebkultur als Sorten wie Heunisch dominierten – waren die Weine in der Jugend wegen ihrer hohen Säure oft ungenießbar. Sie mußten erst durch mehrere Jahre der Lagerung Säure durch Weinsteinausfall verlieren, bevor sie getrunken wurden. So besaßen die Vorfahren der Familie Mantler mehrere Keller zur Weinreifung. Die Minderung des Säuregehalts durch den Zusatz von Kalk.

Die heutigen Edelreben haben weniger Säure und brauchen diese Form der Harmonisierung nicht mehr.

 

Junger Wein ist sehr stark von primären Aromen geprägt. Primäre Aromen erinnern an frisches Obst und kommen Hauptsächlich von der Gärung. Diese sind kurzketting und leichter flüchtig. Diese primärer Frucht ist oft sehr attraktiv. Er ist typisch für den Stil aller Jungweine, wie Junker oder Beaujolais Primeur. Ein Zustand wie dieser hält allerdings nur wenige Monate an. Er kann durch Zusatz von höheren Dosen von Reduktionsmitteln (Schwefeldioxyd, Ascorbinsäure) verlängert werden, das hat wieder Nebenwirkungen.

 

Mit dem Ausbau des Weines (also bereits nach Ende der Gärung) setzt die Bildung längerkettiger Aroma- aber  auch Geschmacksverbindungen ein. Der Wein reift.

 

Je mehr ein Wein nur von primären Aromen lebt und sonst wenige qualitätssteigernde Eigenschaften hat, desto stärker ist seine qualitative Veränderung mit dem Ablauf der Zeit. Weine aus Trauben mit geringer Reife gehören in diese Kategorie. Sie haben meist ein intensiveres primäres Aroma aber weniger Extraktstoffe und eine unreifere Säure.